Nach Ansicht von Epidemiologen der Strahlenschutzkommission ist das natürlicherweise im Boden vorkommende Edelgas Radon und die von ihm verursachte radioaktive Strahlung in Wohnungen und Häusern in einigen Regionen Deutschlands nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Darauf hat Prof. Erich Wichmann vom „Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit“ (GSF) in der Helmholtz-Gesellschaft in Neuherberg (Bayern) auf der Mitte November in Hamburg stattgefundenen Tagung „Krebs und Strahlung“ hingewiesen. Fünf Prozent der Lungenkrebstoten seien an den Folgen von Radon-Strahlung gestorben, deutschlandweit rund 3.000 Menschen. „Allerdings wurden hier die Daten von den Uranbergarbeitern einfach hochgerechnet, und es ist nicht sicher, ob das zulässig ist“, gibt Prof. Dieter Köhler zu bedenken, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). „Ein Hormesis-Effekt spräche dem zum Beispiel dagegen, denn das würde bedeuten, dass sich an Orten mit geringer Belastung auch vergleichsweise mehr positive Gesundheitseffekte abzeichnen sollten als an Orten mit hoher Belastung – und dann würden sich die Auswirkungen von hohen und niedrigen Belastungen eben nicht einfach addieren. Darüber hinaus wurde zwischen dem Auftreten von Bronchialkarzinomen und der Belastung zu Hause nur ein geringer Zusammenhang festgestellt, der auch auf Zufall beruhen könnte oder auch auf einem unterschiedlichen Rauchverhalten der Betroffenen, da der Einfluss der Rauchens eine Größenordnung darüber liegt.“
In Gebäude kann Radon zum Beispiel durch undichte Stellen und Risse im Fundament oder in Kellerwänden auch eindringen und sich dort anreichern. „Die Konzentration drinnen ist dann bis zu fünf Mal so hoch wie draußen“, betont Wichmann. Wenn Radon eingeatmet wird, bleibt es in der Lunge haften und zerfällt dort in radioaktive Elemente, die im umliegenden Lungengewebe erhebliche Schäden – vor allem in der Erbsubstanz der Zellen - anrichten können. Dieses Problem werde derzeit noch völlig unterschätzt, es bestehe erheblicher Handlungsbedarf. Besonders hoch sei die Radon-Belastung in Südthüringen und Südsachsen, Ostbayern und Teilen des Schwarzwaldes. Die norddeutsche Tiefebene sei hingegen gar nicht betroffen. Hauptursache für eine hohe Konzentration in Wohnhäusern sei die geologische Beschaffenheit des Bauuntergrunds. Nach Angaben von Prof. Wolfgang Weiss vom „Bundesamt für Strahlenschutz“ seien vor allem ältere Häusern mit altem Fundament betroffen. Dabei ließe sich bereits mit wenig Geld Abhilfe schaffen - zum Beispiel können radondichte Folien, die das Fundament abdichten, die Belastung in Häusern verringern. Verbraucher können die persönliche Radon-Belastung mit Hilfe von kleinen, schwarzen Messdöschen bestimmen, die etwa so groß wie ein Badewannenstopfen sind und zum Beispiel bei der GSF bestellt werden können. Diese Döschen werden in der Wohnung an verschiedenen Stellen platziert und dann nach einem Jahr zur Analyse an ein Messbüro zurück geschickt. Für eine Messung müsse man nach Angaben der Verbraucherzentrale Sachsen in Leipzig mit Kosten um etwa 100 Euro rechnen.
Hinweis:
- Eine Übersichtskarte, in der besonders belastete Gebiete eingezeichnet sind, finden Verbraucher im Internet unter www.bfs.de/ion/radon
- Allgemeine Informationen zum Thema Radon gibt es beim Bundesamt für Strahlenschutz (www.bfs.de).