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Höhepunkt bei Lungenerkrankungen durch Asbest steht bevor

Wegen der ausgesprochen langen Latenz von asbestbedingten Lungenerkrankungen ist in den kommenden Jahren mit einer Häufung von Asbestfällen zu rechnen. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne und raten Risikopatienten zu einem Arztbesuch.

In den kommenden fünf Jahren ist mit einem Höhepunkt bei Lungenerkrankungen zu rechnen, die durch Asbest verursacht sind. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne und raten Risikopatienten zu einem Arztbesuch. „Da Asbestschutzmaßnahmen erst im Lauf der 70er Jahren eingeführt wurden und gleichzeitig aufgrund der langen Latenz von asbestbedingten Erkrankungen, müssen wir uns in nächster Zeit auf eine Häufung von Asbestfällen einstellen. Insbesondere Bauarbeiter, die in den 40er Jahren geboren wurden und dann mindestens zehn Jahre während ihrer Arbeit mit Asbestfasern in Kontakt kamen, sind gefährdet, an einem Mesotheliom zu erkranken“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. Das Mesotheliom ist eine Form von Lungenkrebs, die das (die Lungen umgebende) Brustfell befällt und in den meisten Fällen durch das Einatmen von Asbeststaub oder Glasfasern sowie Rauchen hervorgerufen wird.

Zimmermänner, Klempner, Elektriker und Maler besonders gefährdet

Eine aktuelle Studie in England, an der über 600 Mesotheliom-Patienten und 1400 Gesunde teilgenommen haben, hat aufgezeigt, dass insbesondere Zimmermänner der 40er Jahrgänge ein stark erhöhtes Risiko haben, an einem Mesotheliom zu erkranken, gefolgt von Berufsgruppen wie Klempner, Elektriker und Maler. „Diese Berufsgruppen waren durch Asbestarbeiten, die in den 60er und 70er Jahren noch weit verbreitet waren, besonders Asbest gefährdet“, erklärt Köhler. „Zuvor wurden die sehr populären Asbest-Dämmstoffe zu Renovierungszwecken vor allem von Zimmermännern aufgeschnitten oder aufgerissen. Da sich die anderen, genannten Berufsgruppen oft gleichzeitig auf der Baustelle befanden, waren auch diese oft dem Asbeststaub ausgesetzt und sind daher ebenfalls betroffen. Theoretisch möglich ist übrigens auch, dass Arbeiter die Stäube in ihrer Arbeitskleidung mit nach Hause transportierten. Das würde dann bedeuten, dass ihre damaligen Mitbewohner ein zweifach erhöhtes Mesotheliomrisiko haben. Zumindest wurde dies in der genannten Studie so ermittelt.“

Vorsichtshalber den Lungenarzt auf mögliche Exposition hinweisen

Für Menschen, die befürchten, dass sie Asbeststaub ausgesetzt waren, ist es ratsam, einen Lungenfacharzt auf diesen Verdacht hinzuweisen und ihn zu befragen, ob wirklich ein erhöhtes Risiko besteht. „Tatsächlich geht nur von Asbestfasern, die eingeatmet wurden, ein Risiko aus, wobei dieses außerdem von der gesamten Dauer und Menge der Exposition mit Asbest abhängt“, betont Köhler. „Zum Glück setzen sich Asbestpartikel je nach Raumgröße nach etwa 5-10 Minuten aus der Luft meist auf den Boden ab, von wo aus sie nicht mehr eingeatmet werden - es sei denn, sie werden wieder aufgewirbelt, wie zum Beispiel durch Sägen oder Schleifen. Insofern hängt das Risiko immer auch von den jeweils getätigten Bauarbeiten ab. Anwohner von Asbest belasteten Baustellen oder Asbestfabriken haben der britischen Untersuchung zufolge übrigens kein erhöhtes Krebsrisiko. In anderen Fällen mit begründetem Verdacht ist eine lungenfachärztliche Untersuchung aber angezeigt. Schließlich sind die Überlebenschancen für den Patienten umso besser, je früher ein Mesotheliom diagnostiziert und therapiert wird.“