Ende Juli beginnt wieder die alljährliche Blühperiode des Traubenkrauts (auch Ambrosie oder Ragweed genannt), die bis in den Spätherbst – je nach Region bis Mitte bzw. Ende Oktober - fortdauert und allergische sowie asthmatische Beschwerden mit Hüsteln, Röcheln und Atemnot verursachen kann. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne. „Die Pollenkörner des Traubenkrauts gehören zu den heftigsten Allergie-Auslösern, die wir kennen“, berichtet Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallernberg, die auch über eine allergologische Fachabteilung zur Diagnose und Behandlung von allergisch bedingten Erkrankungen verfügt. „Eine Pflanze allein kann bis zu einer Milliarde Pollen ausstoßen, die sehr klein sind und daher nach dem Einatmen bis tief in die Bronchien vordringen. Bereits zehn solcher Pollenkörner in einem Kubikmeter Luft reichen aus, um bei Allergikern eine Heuschnupfen-Attacke auszulösen. Zudem ruft die Pflanze häufig auch schwere allergische Reaktionen wie Asthma bronchiale hervor - das hat ihr in Australien den Namen Asthma-Pflanze eingebrockt. Sie kann aber auch Menschen allergisch machen, die bisher noch gar nichts mit Allergien zu tun hatten. Etwa 80 Prozent aller Patienten mit Pollenallergie sind bereits auf Ambrosia sensibilisiert.“
Gelangt mit dem Wind auch aus den zwei hot spots in Europa zu unsDas äußerlich Beifuß-Gewächsen ähnelnde und daher auch Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) genannte Traubenkraut stammt ursprünglich aus Nordamerika, wurde vermutlich über verunreinigtes Vogelfutter eingeschleppt und hat sich nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) mittlerweile in ganz Deutschland ausgebreitet. Die hochallergenen Pollen können sich mit dem Wind über Strecken von bis zu 100 km ausbreiten und gelangen so auch aus den so genannten hot spots innerhalb Europas zu uns – d.h. aus Frankreich im Rhônetal rund um Lyon sowie aus Ungarn bis hin zur Ukraine. Dort wurde es bisher zu wenig bekämpft und wuchert entsprechend.
Mit der Wurzel ausreißen, dabei Körperkontakt meidenAuch Privatpersonen können einen Beitrag gegen die Ausbreitung der Pflanze leisten, indem sie ihren Garten regelmäßig auf Ambrosia-Pflanzen kontrollieren und möglichst noch vor der Blütezeit entfernen. „Dabei ist es am effektivsten, sie mitsamt der Wurzel auszureißen, um ihre Verbreitung zu unterbinden – einmaliges abschneiden oder abmähen bringt hingegen nichts“, betont Köhler. „Die ausgerissenen Pflanzen sollten zudem in einem geschlossenen Beutel mit dem Restmüll entsorgt werden, keinesfalls aber auf dem Komposthaufen oder in der Biotonne, wo sich die Samen weiter ausbreiten könnten. Ratsam wäre, jeden Körperkontakt zu vermeiden - dazu kann man Handschuhe und einen Mundschutz tragen. Da es möglich ist, dass selbst nach Entfernung der Pflanzen noch weitere Samen zu keimen beginnen, ist es sinnvoll, bisherige Ambrosia-Fundstellen sowie Stellen, an denen im Winter Vogelfutter (einschließlich Meisenringe) ausgebracht wurde,im Auge zu behalten. Wer die Pflanze auf öffentlichen Flächen entdeckt, sollte übrigens das jeweils zuständige Umweltamt informieren, um eine Bekämpfung zu veranlassen.“