Etwa 20 Prozent der Deutschen leiden an allergischem Schnupfen (allergischer Rhinitis), bei der sich ausgelöst durch so genannte Allergene die Nasenschleimhaut und die oberen Luftwege entzünden. Das beeinträchtigt die Betroffenen stark in ihrer Aktivität und Leistungsfähigkeit. Ihre Behandlung ist außerdem ziemlich kostspielig: Allein im Jahr 2000 entstanden dem deutschen Gesundheitssystem dadurch bedingte Kosten von schätzungsweise 240 Mio. Euro. Als einziger kausaler Therapieansatz gilt die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung). Diese Behandlungsform kann bei allergischer Rhinitis gegen saisonale Pollen – im Volksmund auch Heuschnupfen genannt - helfen, sowohl die Beschwerden als auch den Medikamentenverbrauch zu verringern. So das Fazit eines jetzt vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) veröffentlichten HTA-Berichts (Health Technology Assessment), in dem ausgewählte SIT-Varianten betrachtet wurden. Für die vielen verschiedenen Behandlungsformen und die Kosteneffektivität sehen die Autoren jedoch noch enormen Forschungsbedarf.
Für den HTA-Bericht werteten die Autoren vor allem Arbeiten zur subkutanen und sublingualen Therapieform (Medikation per Spritze unter die Haut bzw. als Tablette/Tropfen unter die Zunge) aus. Ziel jeder SIT ist es, eine klinische Toleranz gegen Allergene zu erreichen. Dazu verabreicht man das jeweilige Allergenextrakt in allmählich ansteigenden Dosen. Je toleranter ein Patient wird, umso weniger Symptome zeigt er mit der Zeit, umso weniger Medikamente benötigt er und umso geringer werden seine Behandlungskosten.
Die Wirksamkeit der SIT sehen die Autoren des HTA-Berichts bei Gräserpollen als belegt an und empfehlen bei entsprechender Indikation ihren Einsatz. Auch bei anderen saisonalen Allergenen wie Baumpollen können die beiden, oben genannten Therapieformen helfen. Aufgrund der mangelhaften Datenlage betrachten die Autoren hier jedoch insbesondere die sublinguale Variante nur mit Zurückhaltung. In Bezug auf die Ausscheidungen von Hausstaubmilben und weitere Allergene fanden sie in der Literatur gar keinen Nachweis der Wirksamkeit einer SIT.
Insgesamt sei die Wirksamkeit der spezifischen Immuntherapie mit der vorhandenen Literatur nicht für alle Therapieformen und Allergene zu beurteilen. Forschungsbedarf sehen die Autoren vor allem zur Nicht-Gräser-pollenassoziierten SIT. Zu prüfen sei ferner, ob die Therapie bei der Vorbeugung von Asthma bronchiale helfen kann. Auch für die Kostenwirksamkeit der SIT fehlen ihnen entsprechende Nachweise. Weitere, langfristig angelegte ökonomische Untersuchungen sind dazu notwendig.