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Feinstaub gefährlicher als bisher gedacht?

Feinster Staub aus Verkehrs- und Industrieemissionen sowie Hausbrand soll die Sterblichkeit stärker erhöhen als bisher gedacht. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie und ihre Kollegen. Kleine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern sind offenbar besonders gefährlich – und das auch, wenn ihre Konzentration eigentlich noch unterhalb europäischer Grenzwerte liege. Allerdings wird eine Mortalitätszunahme auch in dieser epidemiologischen Studie - nach wie vor und wie zu erwarten - hauptsächlich durch das Rauchen verursacht.

Kleinste Ruß- oder Staubpartikel (sog. Feinstaub), die vorwiegend aus Verkehrs- und Industrieemissionen beziehungsweise Hausbrand stammen, erhöhen die Sterblichkeit offenbar deutlicher als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler um Dr. Gudrun Weinmayr und Professorin Gabriele Nagel vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie und ihre Kollegen, die seit mehreren Jahren die Auswirkungen der Luftverschmutzung untersuchen (siehe The Lancet, Band 383, Ausgabe 9919, Seite 785 – 795).

Die internationale Forschergruppe berichtet, dass bereits eine um fünf Mikrogramm pro Kubikmeter erhöhte Feinstaubkonzentration (Jahresmittelwert) das Sterblichkeitsrisiko um sieben Prozent erhöht. Für die eigene Gesundheit könne es also bereits einen deutlichen Unterschied machen, ob man nahe einer befahrenen Straße oder in einer verkehrsberuhigten Wohngegend lebt. Kleine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern seien offenbar besonders gefährlich – auch unterhalb europäischer Grenzwerte.

Bei ihrer Datenauswertung berücksichtigten die vom niederländischen Utrecht aus koordinierten Wissenschaftler unter anderem den sozioökonomischen Status, den Rauchstatus, den Körpermasseindex (BMI) und das Bildungsniveau der Teilnehmer. Ihren Angaben nach blieb der Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und verfrühter Sterblichkeit statistisch signifikant – vor allem bei Männern. Ursachen für die höhere Mortalität könnten oxidativer Stress und durch Partikel ausgelöste entzündliche Reaktionen sein. „Allerdings wird eine Mortalitätszunahme auch in dieser epidemiologischen Studie - nach wie vor und wie zu erwarten - hauptsächlich durch das Rauchen verursacht. So ist der Zusammenhang statistisch gesehen (hinsichtlich der odds ratio) durch aktives Rauchen ungefähr 500 bis 1000-fach stärker ausgeprägt als durch passives Einatmen von Feinstaub allein“, erläutert und betont Prof. Dieter Köhler, Präsident des Verbands Pneumologischer Kliniken (VK) und ehemaliger Ärztlicher Direktor der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft. „Um diesen confounder zu korrigieren, müsste man das Rauchen auf ca. ein Promille adjustieren, was unmöglich ist - in epidemiologischen Studien kann man froh sein, wenn man zehn Prozent erreicht…“

Quelle: Universität Ulm