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Ende eines Mythos

Jahrelang wurde immer wieder propagiert, dass Rauchen angeblich vor Alzheimer schützen könne. Dass hinter solchen Falschmeldungen die Tabakindustrie steckt, haben jetzt Forscher der University of California in San Franzisco aufgezeigt.

Jahrelang wurde der Mythos verbreitet, Tabakkonsum würde vor einer Erkrankung an Alzheimer schützen. Dass solche Falschmeldungen auf den Einfluss der Tabakindustrie zurückzuführen sind, haben jetzt Wissenschaftler der University of California in San Franzisco bei einer Metaanalyse von 43 Studien aufgedeckt, die zwischen 1984 und 2007 zum Thema Rauchen und Alzheimer durchgeführt worden sind (Journal of Alzheimers Disease 2010, Online-Vorabveröffentlichung im Januar). Dabei konnten sie in jeder vierten Studie nachweisen, dass die jeweiligen Autoren eine Verbindung zur Tabakindustrie aufwiesen.

Auffallenderweise wurde genau in diesen Studien auch postuliert, dass Rauchen den Ausbruch von Alzheimer im Alter verzögern oder sogar verhindern könne. Dort wurde im Mittel ein Risikofaktor für Raucher von 0,86 berechnet, also ein verringertes Risiko. Die übrigen, untersuchten Studien ohne Verbindung zur Tabakindustrie kamen hingegen zu dem Ergebnis, dass Raucher ein um den Faktor 1,72 erhöhtes (also fast doppelt so großes) Risiko haben, im Alter an Alzheimer zu erkranken wie Nichtraucher. Zieht man die Ergebnisse aller Studien der Metaanalyse in Betracht, ergibt sich letztendlich ein Risikofaktor von 1,05, was statistisch gesehen weder eine erhöhtes noch ein verringertes Risiko anzeigt.

„Diese Studie zeigt ganz deutlich, dass Verstrickungen mit der Tabakindustrie zu Forschungsergebnissen führen können, die manipuliert und verfälscht sind“, kommentiert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin die Studie. „Dabei ist natürlich längst bekannt, dass Forschung, die von der Industrie gesponsert wird, eher zu Ergebnissen kommt, die dem Sponsor auch zuträglich sind.“