Das unabsichtliche Einatmen von Gegenständen (die so genannte Fremdkörperaspiration), kann gravierende Folgen haben. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hin. „Je nachdem in welchem Bereich der Atemwege der Fremdkörper, wie zum Beispiel eine Erdnuss, stecken bleibt, kann ein solcher Unfall ganz unterschiedliche Beschwerden hervorrufen“, erläutert Prof. Dieter Köhler, Präsident der DGP und Leiter des Fachkrankenhauses Kloster Grafschaft in Schmallenberg. „Neben plötzlich einsetzendem Reizhusten und akuter Luftnot können auch Heiserkeit beim Sprechen oder diffuse Schmerzen auftreten. Besonders gefährdet sind neben kleinen Kindern und Patienten mit bestimmten neurologischen Erkrankungen auch Personen, die unter der Wirkung von Alkohol oder Beruhigungsmitteln stehen.“
Beschwerden sind oft nicht von echten Atemwegserkrankungen zu unterscheiden
„In manchen Fällen sind die Symptome einer Fremdkörperaspiration nur schwer von einem Asthmaanfall oder anderen Ursachen einer Luftnot zu unterscheiden“, betont Köhler. „Es kommt auch vor, dass Patienten eine gewisse Atemnot verspüren, sich aber an das Ereignis, bei dem sie einen Fremdkörper eingeatmet haben, nicht mehr erinnern können - etwa weil sie betrunken oder bewusstlos waren. Auch kann der eingeatmete Gegenstand so klein sein, dass er in die tieferen Lungenabschnitte gerät, wo er möglicherweise gar keine oder nur geringe Beschwerden verursacht, so dass die Aspiration zunächst überhaupt nicht bemerkt wird. Verbleibt ein Fremdkörper allerdings über längere Zeit in der Lunge, kann er schwere Entzündungsreaktionen hervorrufen. Dann kann es zu wiederholten Lungenentzündungen oder auch einer bleibenden Schädigung der Lunge kommen“, warnt Köhler. Deshalb sollte bei einem Verdacht auf Fremdkörper-Aspiration immer ein Lungenfacharzt aufgesucht werden.
Beseitigung des Fremdkörpers fast immer notwendig
„Eine Entfernung des Fremdkörpers ist praktisch immer notwendig, wobei die Dringlichkeit des Eingriffs auch davon abhängt, wie stark der Patient unter Atemnot leidet“, erklärt Köhler. „Dabei können wir in den meisten Fällen minimal-invasiv vorgehen - also mit geringst-möglicher Belastung des Patienten - und den Fremdkörper mit dem so genannten Bronchoskop visuell orten, sozusagen durch ein winziges Schlüsselloch hindurch.“ Das ist ein Gerät mit einer Optik, welches durch den Mund oder die Nase über den Kehlkopf in die Luftröhre und die Bronchien eingeführt wird. Es besitzt einen schmalen Kanal, durch den Sekret und Schleim abgesaugt und kleine Zangen bzw. Schlingen geführt werden können, mit deren Hilfe sich der Fremdkörper aus den Atemwegen beseitigen lässt. Auch das Anfertigen eines Röntgenbildes kann auf der Suche nach Fremdkörpern hilfreich sein. „Allerdings nicht für Erdnüsse – die können wir aber durch andere Bild gebende Verfahren (wie Computertomografie oder Szintigrafie) sichtbar machen. Grundsätzlich kann Betroffenen zügig und schnell geholfen werden, wobei schwere Komplikationen oder Nachwirkungen einer Aspiration in der Hand eines erfahrenen Lungenspezialisten absolut selten sind“, betont Köhler.
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