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Eine Grippe-Pandemie kann auch langfristig Folgen haben

Die Spanische Grippe von 1918 hat sich auch pränatal ausgewirkt – das heißt auf Kinder, die damals im Mutterleib einer Infizierten heranwuchsen: Wie eine US-Studie belegt, wiesen die Betroffenen weniger Erfolg in ihrem späteren Berufsleben und eine schlechtere Gesundheit im Alter auf.

Eine Infektion während der Schwangerschaft mit einem besonders krank machenden (pathogenen) Grippe- bzw. Influenza-Virus kann sich auf die späteren Bildungs- und Berufschancen des heranwachsenden Kindes auswirken. Zu diesem Ergebnis kommen US-Forscher von der „Columbia University“ in New York anhand einer Auswertung alter Bevölkerungsstatistiken, die auch Daten aus dem Jahr 1918 umfassen, als die Spanische Grippe um den Erdball zog.

Von den Menschen, die sich allein in den USA während der Grippe-Pandemie von 1918 infizierten, überlebten insgesamt 25 Millionen Menschen. Dabei wurden besonders hohe Ansteckungsraten bei Frauen im gebährfähigen Alter beobachtet, von denen ein Drittel an der Spanische Grippe erkrankte, wie die Wissenschaftler um Douglas Almond in der Fachzeitschrift Journal of Political Economy berichten. Glücklicherweise währte die damalige Pandemie, die ohne jede Vorwarnung einschlug, nur einige wenige Monate. Daher blieben Kinder, die kurz zuvor oder aber 9 Monate nach dem Seuchenzug in den USA geboren wurden, von den Auswirkungen des Virus weitgehend unbehelligt. Im Gegensatz dazu stellten die Forscher bei denjenigen Kindern, die während der Seuche im Mutterleib heranwuchsen, folgende Beeinträchtigungen im späteren Leben fest: Im Vergleich zu Kindern, die zu einer anderen Zeit oder an einem Grippe-freien Ort geboren wurden, war ihre Chance auf einen Hochschulabschluss um 15% vermindert. Außerdem verdienten Söhne von infizierten Müttern in ihrem späteren Berufsleben weniger: Ihr durchschnittliches Jahreseinkommen fiel um etwa 2500 US-Dollar geringer aus. Die Folgen der Spanischen Grippe machten sich sogar bis in die 70er Jahre hinein noch bemerkbar: So wiesen diejenigen Menschen des Jahrgangs 1918, die dem Virus als Föten ausgesetzt gewesen waren, im Alter von 61 Jahren 20% mehr Behinderungen auf.

Quelle: Journal of Political Economy (2006), Band 114, Seite 4.
Zusammenfassung (abstract)