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Doppelt hält besser

Bei der Entwicklung von Medikamenten zur Bekämpfung von Lungeninfekten setzen Forscher der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main auf spezielle Wirkstoff-Kombinationen. Gegen die zunehmende Antibiotika-Unempfindlichkeit der bakteriellen Erreger muss nämlich besonders effektiv vorgegangen werden.

Im Hinblick auf die zunehmenden Antibiotika-Resistenzen (d.h. Unempfindlichkeit von Bakterien gegenüber sie abtötenden Medikamenten) ist es wichtig, neuartige Medikamente zu entwickeln, die bakterielle Infektionen verhindern können. Das gilt nicht nur für die alltägliche Praxis in den Kliniken, sondern insbesondere auch für die Betreuung von Patienten, die unter der Lungenerkrankung Mukoviszidose (Cystische Fibrose = CF) leiden. Der bei dieser Erkrankung übermäßig gebildete Schleim bietet nämlich einen idealen Nährboden für bakterielle Infektionserreger, die Entzündungen herbeiführen und langfristig das Gewebe schädigen und zerstören.

Bis heute ist Mukoviszidose unheilbar und endet tödlich. Dank verbesserter Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten ist die Lebenserwartung von Patienten in den letzten Jahren immerhin aber stark angestiegen. Infektionskrankheiten, insbesondere bakterielle Infektionen der Lunge, beeinträchtigen jedoch weiterhin maßgeblich die Lebensqualität von CF-Patienten.
Die bakteriellen Infektionserreger, die bei dieser Krankheit eine bedeutende Rolle spielen, zeichnen sich nämlich sehr häufig durch eine ausgeprägte Antibiotikaresistenz aus. Sie haben die Fähigkeit, Bakterien schützende Beläge (Biofilme) auszubilden und können somit als besonders widerstandsfähige Bakterien-Varianten (so genannte small colony variants = SCVs) den Infektionsprozess aufrechterhalten. Daher entziehen sich diese Erreger häufig auch der Keim abtötenden Wirkung von so genannten Folsäure-Antagonisten – das sind Antibiotika, die von den Bakterien anstelle von Folsäure aufgenommen werden und dadurch wachstumshemmend wirken. Über diese medikamentöse Wirkung setzen sich die Erreger einfach hinweg, indem sie anstelle des Folsäure-Gegenspielers (Folsäure-Antagonist) einen speziellen Genbaustein (das Thymidin) aufnehmen, der in verschiedenen Körperflüssigkeiten vorkommt und den Bakterien Wachstum ermöglicht.

Erste Forschungsergebnisse eines Teams um Dr. Dr. Thomas A. Wichelhaus am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene des Klinikums der J.W. Goethe-Universität Frankfurt a.M. deuten darauf hin, dass durch eine Blockade der bakteriellen Thymidinaufnahme die Wirkung des Folsäure-Anatgonisten-Antibiotikums wiederhergestellt werden kann. Nun arbeiten die Forscher daran, eine spezielle Wirkstoff-Kombination zu entwickeln, um noch effektiver gegen die widerstandsfähigen Keime vorgehen zu können. Dieses Medikament soll sowohl einen Folsäure-Antagonist als auch einen Thymidinaufnahme-Blocker enthalten, um die Bekämpfung der Bakterien – ganz nach dem Motto „doppelt hält besser“ – besonders schlagkräftig zu gestalten.