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Depressionen beschleunigen den Tod von chronisch Lungenkranken

Die Sterbehäufigkeit von COPD-Patienten ist nach einer Krankenhausbehandlung wegen akuter Verschlechterung des Gesundheitszustands doppelt so groß, wenn sie gleichzeitig unter Depressionen leiden. Darauf weist Prof. Dieter Köhler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologe und Beatmungsmedizin hin.

Patienten mit einer fortgeschrittenen Raucherlunge – bzw. einer so genannten chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) infolge langjährigen Tabakkonsums - leiden häufig gleichzeitig auch unter Depressionen, die ihre Überlebenschancen und allgemeine Lebensqualität deutlich herabsetzen. „Depressionen führen bei COPD-Patienten insbesondere zu längeren Krankenhausaufenthalten mit verschlimmerten Krankheitsbeschwerden“, erläutert Prof. Dieter Köhler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter des Fachkrankenhauses Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Die Sterbehäufigkeit von COPD-Patienten ist nach einer Krankenhausbehandlung wegen akuter Verschlechterung des Gesundheitszustands doppelt so groß, wenn sie gleichzeitig unter Depressionen leiden. Das hat jetzt eine aktuelle Studie von der Universität in Singapur aufgezeigt. Dass Depressionen die funktionelle Gesundheit und die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen können, ist ja bekannt. Neu ist aber die jetzige Erkenntnis, dass Depressionen einen eigenständigen Risikofaktor für COPD-Patienten darstellen, der ihr Sterberisiko erhöht.“

Starke Atemnot unterbindet eigene Selbstbestimmung und soziale Kontakte
Auf Grund der starken Atemnot, die bei einer fortgeschrittenen COPD nicht nur bei körperlicher Anstrengung sondern auch schon in Ruhe auftritt, sind die betroffenen Patienten bei der Verrichtung ihrer alltäglichen Aktivitäten stark eingeschränkt: Viele benötigen Hilfe beim Ankleiden, Einkaufen, Saubermachen etc. Neben der eigenen Selbständigkeit und Selbstbestimmung beschneidet die COPD aber auch die Teilnahme an vielen sozialen Aktivitäten, was zu Vereinsamung und Depression führen kann. „All diese Faktoren können die Entwicklung einer Depression grundsätzlich fördern“, erklärt Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater e.V. (BVDP) in Andernach. „Psychische Erkrankungen – insbesondere Depressionen – stehen nicht selten im Zusammenhang mit schweren körperlichen Leiden. Für die Entwicklung von Depressionen spielen bei COPD-Patienten vor allem ihre Schlafstörungen eine Rolle, aber auch ihre allgemein schlechte Sauerstoffversorgung und ihre stark eingeschränkte Bewegungsfreiheit.“

Depressionen werden häufig nicht erkannt
Auf Grund ihres vielfältigen Erscheinungsbildes werden Depressionen oft nicht als eigenständiges Krankheitsbild erkannt und nicht entsprechend behandelt. „Die Schwierigkeit, eine begleitende Depression zu diagnostizieren, besteht darin, dass viele Symptome dieser Erkrankung den Beschwerden stark ähneln, die durch COPD ausgelöst werden - wie zum Beispiel Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder Erschöpfungszustände“, erläutert die Psychiaterin und Psychotherapeutin Dr. Roth-Sackenheim. „Gerade bei psychischen Erkrankungen, die durch schwere körperliche Leiden ausgelöst werden, ist die ohnehin problematische Diagnosestellung grundsätzlich erschwert. Dasselbe gilt für Behandlung. Daher sind für die Versorgung dieser Patienten interdisziplinäre Therapiekonzepte erforderlich, die sowohl eine medizinische als auch eine psychiatrische Betreuung vorsehen.“

Selbsthilfegruppen können für COPD-Patienten eine gute Hilfe sein
Zusätzliche Unterstützung können COPD-Erkrankte bei speziellen Patienten-Selbsthilfegruppen finden. „Eine gruppenorientierte Selbsthilfe führt Patienten, die unter der gleichen oder einer ähnlichen Lungenerkrankung leiden, zu einander und bietet ihnen damit die Möglichkeit, sich mit anderen, gleichartig Betroffenen über ihre Probleme und Erfahrungen mit der Krankheit auszutauschen, sich gegenseitig zu trösten und zu bestärken“, erläutert Prof. Köhler. „Der Zusammenschluss in Selbsthilfegruppen kann somit der drohenden sozialen Isolation von COPD-Patienten entgegenwirken, was einen wichtigen Aspekt bei der mentalen Krankheitsbewältigung darstellt.“ Auf den Patienteninformationsportalen www.lungenaerzte-im-netz.de und www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de finden Interessierte die Kontaktadressen verschiedener Selbsthilfegruppen, die sich für Patienten mit Atemwegserkrankungen und/oder psychischen Krankheiten engagieren.