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Chaotisch besser als starr?

An der Technischen Universität Dresden ist ein innovativer Steuerungsmodus für Beatmungsgeräte entwickelt worden – die so genannte chaotische Beatmung. Diese soll für den Intensivpatienten nicht nur schonender sein, sondern zudem bewirken, dass der Betroffene frühzeitiger wieder selbstständig atmen könne, als mit der herkömmlichen Technik.

Eine neuartige, künstliche Beatmungsform soll Patienten auf der Intensivstation schonen und ihre selbstständige Atmung besser fördern. Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden haben dazu einen neuen Steuerungsmodus für Beatmungsgeräte entwickelt. Bei dieser so genannten „chaotischen Beatmung“ wird der Druck, mit dem das Gerät die Atembemühungen des Patienten unterstützt, von Atemzug zu Atemzug variiert. Demgegenüber versorgen herkömmliche Geräte die Beatmungspatienten in festgelegten, starren Intervallen mit jeweils gleich bleibender Luftmenge. Bei der neuen Methode wird hingegen nur der mittlere Luftdruck festgelegt, mit der die Atmung unterstützt wird, wobei eine bestimmte Variabilität vordefiniert wird. Entsprechend der Einstellung schwanken dann Druck und Luftmenge von Atemzug zu Atemzug. Das Grundprinzip der neuen Methode basiert also auf der Anwendung unterschiedlich hoher Druckunterstützerniveaus, die unabhängig von der Atemanstrengung des Patienten verabreicht werden, wobei von Atemzug zu Atemzug unterschiedliche Beatmungsdrücke und –volumina resultieren.

Zur experimentellen Erprobung entwickelten die Dresdner Anästhesisten um Forschungsleiter und Privatdozent Gama de Abreu eine Software zur Steuerung von Beatmungsgeräten unter dem Namen noisy PSV, die bereits in mehreren Versuchsserien erfolgreich an Tieren getestet worden ist. Erste Ergebnisse lassen nach Angaben der Wissenschaftler darauf schließen, dass diese Methode in Bezug auf Gasaustausch und Atmungskomfort dem bisher eingesetzten, konstanten Modus überlegen ist. Insbesondere sei diese Form der Beatmung nicht nur schonender für den Patienten, sondern bewirke zudem, dass der Gasaustausch in der Lunge besser funktioniere als mit der herkömmlichen Technik, so dass die betroffenen Patienten frühzeitiger wieder selbstständig atmen können. Für das mittlerweile patentierte Konzept ist Gama de Abreu als Leiter des beteiligten Forschungsteams kürzlich von der europäischen Gesellschaft für Anästhesiologie mit einem Forschungspreis – dem Research Grand Award der European Society of Anaesthesiology - ausgezeichnet worden. Die Forschungsergebnisse sollen demnächst auf dem Jahrestreffen der US-amerikanischen Anästhesistengesellschaft (American Society of Anesthesiologists) vom 13. bis 17. Oktober in San Francisco vorgestellt werden (siehe www.asaabstracts.com).

http://www.aerzte-im-netz.eu/app/query/beatmung