Das Bronchialkarzinom wird auch als Killerkrebs bezeichnet, da Lungenkrebs diejenige Krebserkrankung darstellt, die nur 10-15 Prozent der Betroffenen länger als fünf Jahre überleben und die bei Männern am häufigsten zum Tode führt (doppelt so häufig wie das Prostatakarzinom). Diese erschreckenden Fakten über die Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit unterstreichen die Notwendigkeit, Lungenkrebs in einem möglichst frühen (noch kurativ behandelbaren) Stadium zu erkennen und seine Behandlung in allen Facetten zu verbessern. Zu diesem Zweck hat die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) ein Zertifizierungssystem für Kliniken eingeführt, die sich als Lungenkrebszentren etablieren wollen. Solche Zentren verfolgen das Ziel, die Betreuung der onkologischen Patienten zu verbessern und den Patienten in jeder Phase und für jeden Bereich ihrer Erkrankung eine an hohen Qualitätsmaßstäben orientierte Behandlung zu ermöglichen. Zur Zertifizierung müssen sich die Kliniken einem besonderen Zertifizierungsverfahren unterziehen und dabei nachweisen, dass sie die hohen Anforderungen an die Versorgung onkologischer Patienten erfüllen.
Nachdem im Juni 2009 die ersten 7 Lungenkrebszentren ausgezeichnet wurden, gibt es mittlerweile 21 zertifzierte Lungenkrebszentren in Deutschland. In diesen werden jedes Jahr mehr als 9000 Patienten mit neu-diagnostiziertem Lungenkrebs behandelt. Das bedeutet, hierzulande können bisher rund 20 % aller neu-erkrankten Patienten in diesen hochqualifizierten Zentren versorgt werden.
Die onkologische Versorgung in den zertifizierten Zentren ist wie in einem 3-Stufen-Modell organisiert: Die Basis stellen die sog. Organkrebszentren dar, die sechs verschiedene Tumorerkrankungen versorgen (Brustkrebs, Darmkrebs, Hautkrebs, Prostatakrebs, gynäkologische Krebserkrankungen und Lungenkrebs). Onkologische Zentren, in denen mehrere Tumorerkrankungen unter einem Dach betreut werden, bilden die zweite Stufe der
Pyramide. Die Spitze des Modells sind sog. onkologische Spitzenzentren, die zusätzlich einen wissenschaftlichen Schwerpunkt aufweisen.
Zertifizierte Zentren werden jährlich überprüft und müssen über ein etabliertes Qualitätsmanagementsystem verfügen. Voraussetzung ist z.B. eine Mindestzahl von speziell qualifizierten Fachärzten aus verschiedenen Disziplinen pro Krebszentrum. Zudem müssen jedes Jahr wenigstens 200 Patienten mit Lungenkrebs in der Einrichtung behandelt werden. Die fachlichen Anforderungen an die Zertifizierung von Lungenkrebszentren wurden unter Beteiligung der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie erarbeitet und von der Deutschen Krebsgesellschaft verabschiedet. Vorsitzender der Zertifizierungskommission „Lungenkrebs“ ist Prof. Dr. Dieter Ukena von Klinikum Bremen-Ost. In der Kommission sind Experten für alle Bereiche der Tumorerkrankung vertreten. Neben Vertretern der ärztlichen und pflegerischen Fachgesellschaften sind u.a. auch Psychoonkologen, Sozialarbeiter und Patientenvertreter an der Erarbeitung der fachlichen Anforderungen beteiligt.
Um eine noch großflächigere Versorgung von Lungenkrebspatienten zu ermöglichen, sollen künftig auch kooperierende Kliniken an verschiedenen Standorten zu einem Lungenkrebszentrum zusammengefasst und dann gemeinsam zertifiziert werden. Nach Angaben von Prof. Ukena werden für eine flächenhafte Versorgung in Deutschland ungefähr 50-60 Lungenkrebszentren benötigt. „Mit der Einführung von Lungenkrebszentren wird es erstmals möglich sein, Ergebnisse der Lungenkrebsbehandlung bundesweit durch eine normierte Datenerfassung zu messen und national sowie international zu vergleichen“, erläutert Prof. Ukena. „Dieser Erkenntnisgewinn gilt als Grundlage für eine stetige Verbesserung der Therapie von Lungenkrebs in Deutschland und sichert dem Patienten eine hohe Behandlungsqualität.“