In den ersten 6 Wochen dieses Jahres sind mit 4.595 Virusnachweisen mehr als dreimal so viele Influenza-Infektionen dem Robert Koch-Institut in Berlin (RKI) gemeldet worden wie im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. Ein Grund dafür ist, dass die derzeit in Deutschland grassierende Grippewelle in diesem Jahr früher eingesetzt hat als im vergangenen Winter. Allein in der 6. Kalenderwoche wurden 1393 Influenzanachweise gezählt, fast so viele wie in den gesamten ersten 6 Wochen des Vorjahres. Dies geht aus aktuellen Zahlen des RKI hervor. „Ein Grund für die stark erhöhte Zahl der gemeldeten Influenzafälle könnte darin liegen, dass es in diesem Jahr bereits Anfang Februar zu einem deutlichen Anstieg der Grippefälle in Deutschland gekommen ist“, erläutert Dr. Thomas Hering, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands der Pneumologen (BdP). „Im letzten Jahr nahm die Zahl der Grippe-Erkrankungen erst Ende Februar Anfang März deutlich zu. Vielleicht ist die diesjährige Grippewelle im Vergleich zum letzten Jahr aber auch wesentlich stärker. Genaueres können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Genauso wenig wissen wir im Moment, wann die Erkrankungswelle abklingen wird“, betont der niedergelassene Lungenfacharzt aus Berlin.
Bei der Influenza handelt es sich um eine meldepflichtige Infektionskrankheit. Die aktuellen Influenzanachweise während der Grippesaison werden dem RKI angezeigt und von der Behörde veröffentlicht. Allerdings liegt die Zahl der tatsächlichen Influenza-Infektionen um ein Vielfaches höher, weil nur in den wenigsten Fällen bei den Patienten ein Labortest zum Nachweis des Influenza-Virus durchgeführt wird. Die Zahl der gemeldeten Influenza-Fälle wird deshalb als Anzeichen für die Stärke einer Grippewelle gewertet. Erst nach einer Grippesaison veröffentlicht das RKI Schätzungen über die Zahl der Influenza-Erkrankungen, aber auch wie viele Menschen wegen einer Influenza im Krankenhaus behandelt werden mussten und die Zahl der Influenza bedingten Todesfälle.
Influenza-Aktivität weiter deutlich erhöhtIn ganz Deutschland ist die Influenza-Aktivität derzeit weiter deutlich erhöht. „Am heftigsten grassiert die Grippewelle derzeit im Süden und Westen Deutschlands. In den nördlichen und östlichen Bundesländern steuern wir vermutlich noch auf den Höhepunk bei den Erkrankungszahlen zu“, warnt Hering. „In den Regionen mit starker Influenza-Aktivität dürfte es für eine Grippe-Impfung jetzt zu spät sein, weil es nach der Impfung etwa 10 bis 14 Tage dauert, bis der Immunschutz aufgebaut ist. Überall dort, wo die Spitze der Erkrankungswelle noch nicht erreicht ist, könnte eine Impfung auch jetzt noch sinnvoll sein. Das sollte der Arzt vor Ort entscheiden“, so der Pneumologe. Nach Angaben des RKI sterben in einer durchschnittlichen Grippesaison 7.000 bis 10.000 Menschen an der Influenza. „Obwohl die Influenza lebensbedrohlich sein kann, lassen sich immer noch zu wenig Menschen gegen Grippe impfen. Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung ist vor den jährlich zirkulierenden Influenza-Viren geschützt“, erklärt Hering. Die Impfung wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Da es sich um eine reine Vorsorgeleistung handelt, wird eine Praxisgebühr nicht erhoben.