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Behandlung einer Refluxerkrankung bei Kindern kann Asthmabeschwerden deutlich lindern

Kinder mit chronischem Asthma, bei denen keine Risikofaktoren vorliegen und die trotz der regelmäßigen Einnahme von Asthma-Medikamenten keine Verbesserung erzielen, sollten auf Reflux untersucht und bei positivem Befund entsprechend behandelt werden. Dazu raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne.

Etwa zwei Drittel der Kinder mit Asthma leiden zugleich an starkem Sodbrennen bzw. der so genannten Refluxkrankheit (im Englischen auch GERD = gastroesophageal reflux disease genannt). Diese steht im Verdacht, mit der asthmatischen Erkrankung in ursächlichem Zusammenhang zu stehen und deren Entwicklung voranzutreiben. Allerdings können die asthmatischen Beschwerden der Betroffenen durch eine zielgerichtete Behandlung der Refluxerkrankung deutlich verringert werden. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin. Sie berufen sich dabei auf die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie, die im November auf der Jahreskonferenz des American College of Allergy, Asthma and Immunolgy in Seattle vorgestellt wurde.

In der Untersuchung am West Jefferson Medical Center in New Orleans mit 62 Asthmatikern im Alter zwischen 6 und 11 Jahren wurde bei 44 der Kinder eine Refluxkrankheit festgestellt. Daraufhin erhielten die GERD-positiven Patienten zusätzlich eine medikamentöse oder operative GERD-Therapie, die restlichen 18 Asthmatiker ohne Reflux wurden wie gehabt weiter behandelt. Zwei Jahre später erlitten die gegen Reflux behandelten Kinder nur noch höchstens einen Asthma-Anfall pro Jahr, während bei unbehandelten Kindern mit Reflux durchschnittlich bis zu drei Anfälle pro Jahr auftreten können. „Die gegen Reflux behandelten Kinder wiesen auch eine bessere Lungenfunktion auf als unbehandelte Patienten und benötigten über Jahre hinweg weitaus weniger Asthma-Medikamente“, berichtet Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Insbesondere Kinder mit chronischem Asthma, bei denen keine bekannten Risikofaktoren vorliegen und die trotz der regelmäßigen Einnahme von effektiven Asthma-Medikamenten keine Verbesserung erzielen, sollten auf Reflux untersucht und bei positivem Befund entsprechend behandelt werden“, rät Köhler.

Bei Patienten mit Reflux wird der Übergang zwischen Magen und Speiseröhre nicht vollständig durch den Pförtnermuskel abgeriegelt, so dass scharfe Magensäure beim Aufstoßen ungehindert in die Luftröhre aufsteigen kann. Neben Schleimhautreizungen und Schädigungen der Speiseröhre können die Magensäuretröpfchen, die von den Betroffenen beim Aufstoßen eingeatmet werden, auch zu Veränderungen des Immunsystems führen. Durch das chronische Einatmen von Magensäuretröpfchen über längere Zeit hinweg kann das Immunsystem schließlich entgleisen, was das Risiko für die Entwicklung eines Asthmas bronchiale erhöht.