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Asthmakosten durch Verkehrsbelastung bisher offenbar unterschätzt

Verkehrsabgase und Feinstaub können nicht nur die Lungenerkrankung COPD mit verursachen und verschlimmern, sondern offenbar auch Asthma. Die Kosten von Asthmaerkrankungen infolge verkehrsbedingter Luftverschmutzung, die für das Gesundheitswesen anfallen, sind nach Angaben von US-Forschern größer als bisher vermutet. Erstaunlich hohe Asthma-Kosten wurden für zwei Gebiete im Großraum von Los Angeles, Kalifornien ermittelt.

Feinstäube aus dem Straßenverkehr sind offenbar ein wesentlicher Faktor für die Entstehung und Verschlimmerung von Asthma bronchiale. Die Kosten für das Gesundheitssystem, die durch diese Krankheit verursacht werden, wurden bisher deutlich unterschätzt, berichten Schweizer und US-Forscher im European Respiratory Journal 2012, Online Vorabveröffentlichung am 20.1.12. Bis zur Hälfte der finanziellen Last, die Asthma für die Gesundheitsversorgung bedeutet, sei direkt und indirekt auf Abgase aus dem Verkehr zurückzuführen, so das Ergebnis einer ersten Kostenrechnung für Asthmaerkrankungen, die durch verkehrsbedingte Luftverschmutzung verursacht wurden.

Bisher ist vor allem der Zusammenhang von Feinstaub und dessen Beitrag zur Entstehung von COPD (chronisch-obstruktive Bronchitis) gut untersucht. Dass auch Asthma durch Luftverschmutzung moduliert wird, erscheint jedoch nach Ansicht der Forscher um Sylvia Brandt von der University of Masachusetts plausibel: Stickoxide, Ozon sowie die feinen Partikel der Abgase können aufgrund von Entzündungsreaktionen durchaus zu Asthmaschüben beitragen. „Ich denke allerdings, dass ein Zusammenhang auch ganz woanders besteht: Denn es sind eben auch die Ärmeren, die an verkehrsreichen Straßen wohnen, sich aus Geld- oder Bildungsmangel aber auch z.B. schlechter ernähren oder rauchen, so dass sie eher Asthma bekommen“, meint Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Ärztlicher Direktor der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallernberg.

Was dies in Geldwerten kostet, haben Brandt und ihre Kollegen für zwei Gebiete in Kalifornien - Riverside und Long Beach - berechnet. Die beiden 400.000-Einwohner-Städte im Großraum von Los Angeles geben jährlich je 18 Mio. Dollar für Asthma aus. Fast die Hälfte davon sei direkt auf den Verkehr zurückzuführen, so die Bilanz der Forscher. „Sowohl die Gesamtlast von Asthma mit bis zu acht Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens als auch die Kosten der Krankheit in Folge von Luftschadstoffen wurden beide bisher unterschätzt“, erläutert Studienleiterin Brandt.

Die Studienautoren schätzten auf Basis früherer Studien alle direkten und indirekten Kosten von Asthmafällen, die sich durch Verkehrsfeinstäube verschlimmert haben oder durch diese erst entstanden sind. Beziffert wurden dabei zum Beispiel Kosten der Arztbesuche und anderer Gesundheitsdienste, das Asthma-bedingte Fernbleiben von der Schule als auch die in Folge notwendigen Fehlzeiten der Eltern im Job. Oft gehören zu einer Asthmatiker-Laufbahn jedoch auch eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit, Sinus- und Ohrinfektionen und eine regelmäßige Medikation, die ebenfalls zur Kostenseite zu rechnen sind.

Auch in Europa dürfte die Situation ihrer Ansicht nach nicht viel besser sein: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung von zehn europäischen Großstädten lebt näher als 150 Meter an vielbefahrenen Straßen. Zwar sank die Schadstoffbelastung im Verkehr mit der Katalysatoren-Einführung um ein Drittel. Viele Hotspots bestehen jedoch weiter. Nach Einschätzung von Experten sind die US-Daten also durchaus übertragbar und machen Maßnahmen erforderlich. Diese sollten über die Einführung von Hybrid- und Elektroautos oder Katalysatoren in der Landwirtschaft hinaus reichen. Die Gesellschaft müsse auch entscheiden, inwiefern der Autobahn-Ausbau oder das Pendlerwesen überdacht werden sollten. Der gesundheitsunbedenklichsteVerkehr sei sicherlich der, der gar nicht erst entstehe.

Quelle: Pressetext