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Algenprotein schützt vor Lungenkrankheit SARS

Ein aus Algen stammender Eiweißstoff kann offenbar einen überaus effektiven, anti-viralen Schutz gegenüber der schweren Lungenkrankheit SARS verleihen, für die es bisher weder einen Impfstoff noch spezielle Medikamente zur Behandlung gibt. Das haben US-Forscher der Universität Iowa experimentell an Mäusen nachweisen können, wie sie kürzlich auf der Jahreskonferenz der American Thoracic Society in San Diego berichteten.

SARS - das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (englisch: Severe Acute Respiratory Syndrome) - ist eine Infektionskrankheit, die erstmals im November 2002 in der chinesischen Provinz Guangdong beobachtet wurde und von dort ausgehend zu einer bedrohlichen Epidemie mit rund 8000 Infizierten und ungefähr 800 Todesfällen führte. Der Erreger von SARS war ein bis zum Ausbruch der Epidemie unbekanntes Virus aus der Familie der Coronaviren, das man mittlerweile als SARS-assoziiertes Coronavirus (SARS-CoV) bezeichnet. Anhand der Gensequenzen wird vermutet, dass es sich durch Mutation aus einem bekannte Coronavirus entwickelt hat oder aber eine Virusart, die bisher nur Tiere befallen hat, auf den Menschen übergesprungen ist. Unklar ist noch, ob Fledermäuse oder Schleichkatzen der ursprüngliche Reservoirwirt des Virus sind. Die chinesischen Fledermäuse könnten auch ein direkter Übertragungsvektor auf den Menschen sein, da sie in China ebenso wie Schleichkatzen als kulinarische Delikatesse gelten. Außerdem wird ihr Kot in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet.

Nach Angaben des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg entspricht das Krankheitsbild von SARS dem einer atypischen Lungenentzündung (Pneumonie), die normalerweise nicht durch Viren, sondern bakterielle Erreger wie Chlamydien, Mykoplasmen oder Legionellen verursacht wird. Bisher gibt es gegen SARS weder einen Impfstoff noch wirksame Medikamente. Jetzt haben Forscher um Paul McCray von der University of Iowa entdeckt, dass ein aus Algen stammendes Protein (namens Griffithsin: GRFT) die Überlebenschancen bei einer SARS-Infektion effektiv steigert. Man nimmt an, dass GRFT die Zuckermoleküle auf der Oberfläche der Virushülle so verändert, dass die Viren nicht mehr an menschliche Zellen andocken können. Daher können sie auch nicht mehr in das Innere der Zellen eindringen, deren Genapparat sie zu ihrer eigenen Vermehrung benötigen – kurzum: sie können sich nicht verfielfachen, somit wird die gesamte Infektion erheblich abgeschwächt.

Wie die Forscher im Mai auf der Jahreskonferenz der American Thoracic Society in San Diego berichteten (siehe Abstract Nr. 4250), haben sie den antiviralen Effekt von GRFT experimentell an SARS-infizierten Mäusen nachgewiesen: Die mit GRFT geimpften Mäuse hatten eine Überlebensrate von 100 Prozent, während bei den ungeimpften Mäuse nur 30 Prozent überlebten. Geimpfte Mäuse erlitten auch weniger gravierende Lungenschäden als die nicht geimpften, bei denen Entzündungsprozesse und Ödeme zu einem ausgedehnten Absterben des Lungengewebes führten. Darüber hinaus kam es bei den mit GRFT geimpften Mäusen zu keinem drastischen Gewichtsverlust wie bei den unbehandelten Tieren (von durchschnittlich 35 Prozent der Körpermasse). „GRFT scheint also nicht nur die Vermehrung des SARS-Virus zu unterbinden, sondern kann auch sekundäre Auswirkungen der SARS-Infektion verhindern“, fasst die Erstautorin der Studie, Christine Wohlford Lenane, zusammen. Jetzt wollen die Forscher untersuchen, ob die mit GRFT behandelten Mäuse auch eine Immunität gegen künftige SARS-Infektionen entwickeln.