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Hängt eine gestörte Darmflora mit Mukoviszidose zusammen?

Auch Mukoviszidose (Cystische Fibrose) geht mit einem Ungleichgewicht der Bakterien der Darmflora (einer sog. Darmdysbiose), Entzündungen und einer beeinträchtigen Immunfunktion einher.

Ein Forschungsteam aus den USA hat im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit Faktoren untersucht, die das Ungleichgewicht der Darmflora (die sog. Dysbiose der Darmbakterien) bei cystischer Fibrose beeinflussen könnten (siehe Digestive Diseases and Sciences, online seit 4.1.2023).

Die Forschenden werteten 38 Studien aus. Eingeschlossen wurden Studien mit Menschen und Tieren sowie in vitro Studien, das heißt Studien an Zellkulturen im Labor. Der Fokus der Untersuchung lag dabei auf Unterschieden in den Bakterienarten, die den Darm bewohnen (Darmmikrobiota) zwischen Betroffenen und gesunden Kontrollpersonen. Außerdem untersuchten die Wissenschaftler:innen die Beziehung zwischen der Darmmikrobiota und anderen Faktoren, wie Ernährung und Medikamenten.

Die betrachteten Studien bestätigten ein durch die Erkrankung bedingtes Ungleichgewicht der Darmmikroben (Darmdysbiose). So unterschieden sich die Mikrobiota in Bezug auf die Förderung von Entzündungen, Zusammensetzung und Funktionalität eindeutig von den gesunden Personen. Der Schweregrad der Erkrankung könnte die Darmdysbiose bei Mukoviszidose zusätzlich verstärken.

Der gleichzeitige Gebrauch mehrerer Medikamente (Polypharmazie) wurde in der Allgemeinbevölkerung mit einer veränderten Zusammensetzung der Darmmikrobiota und einer Zunahme von E. coli- und C. difficile-Infektionen in Verbindung gebracht. Ähnliche Veränderungen sind bei Mukoviszidose nicht zu beobachten, möglicherweise weil die Krankheit selbst diesen Effekt verdeckt. In beiden Gruppen zeigte sich, dass die Gabe von Antibiotika negative Auswirkungen auf die Darmmikrobiota hat. So reduzieren Antibiotika etwa die Häufigkeit von nützlichen Bakterien wie Bifidobacterium und Bacteroides bei Patient:innen mit Mukoviszidose.

Zur Behandlung der Mukoviszidose werden Medikamente (sog. CFTR-Modulatoren) eingesetzt mit dem Ziel den Salz-Wasser-Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, indem sie die Funktion des sog. CFTR-Kanals (Chlorid-Kanals) verbessern oder im besten Fall wiederherstellen. Angesichts der aktuellen Studienergebnisse bleibt weiterhin unklar, ob CFTR-Modulatoren wie Ivacaftor und bestimmte Probiotika in der Lage sind, die Darmdysbiose zu mildern. Um Schlüsselfaktoren wie Ernährungsempfehlungen, Medikamente und Probiotika zu identifizieren, die die Darmgesundheit von Betroffenen verbessern und Entzündungen reduzieren, sind weitere Studien erforderlich.

Quelle: Helmholtz Zentrum München