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Auskultation

Geräusche, die beim Atmen in der Lunge und den angrenzenden Geweben entstehen, kann der Arzt mit Hilfe eines Stethoskops (oder auch direkt, indem er sein Ohr auf den Oberkörper des Patienten auflegt) abhören. Durch eine so genannte Auskultation lassen sich mögliche, krankhafte Geräusche (zum Beispiel amphorisches Atmen) bzw. atemstrombedingte Nebengeräusche (zum Beispiel Rasselgeräusche) beim Patienten feststellen.

Man unterscheidet Vesikuläratmen und Bronchialatmen. Vesikuläratmen ist über der gasaustauschenden Lungenfläche, welche die Lungenbläschen (Alveolen) bilden, also über den so genannten Alveolarbezirken wahrzunehmen. Bronchialatmen rührt von den Luftströmen in den großen Atemwegen her und kann am besten über der Luftröhre und in der Gegend des Dornfortsatzes des siebten Halswirbels wahrgenommen werden. Das Bronchialatmen klingt schärfer und (mit einer Frequenz von 500-4000 Hz) heller als das Vesikuläratmen (Frequenz: 100-600 Hz).

Krankhafte Geräusche sind:

  • Bronchialatmen im Bereich der Lungen deutet auf einen verminderten Luftgehalt des betroffenen Lungengewebes hin, da mit steigendem Flüssigkeitsgehalt hohe Frequenzen besser weitergeleitet werden.
  • Bronchophonie: Bei Verdacht auf eine Lungenentzündung (Pneumonie) lässt der Arzt seinen  Patienten das Wort „66“ flüstern. Solche hochfrequenten Schwingungen gesprochener Worte sind dann (aufgrund einer Pneumonie-bedingten erhöhten Leitfähigkeit des Thoraxinhalts und gleichzeitig offenen Atemwegen) über dem betroffenen Bezirk besonders deutlich zu hören.
  • Eine verlängerte forcierte Ausatmung, die länger als 4-5 Sekunden dauert, weist auf eine erhebliche Atemwegsverengung bzw. teilweisen Verschluss der Atemwege (wie bei Asthma oder einer chronisch obstruktiven Bronchitis) hin und lässt sich über der Luftröhre abhören.
  • Stridoröse Atemgeräusche treten am deutlichsten während dem Einatmen auf und weisen auf eine Verengung der großen Atemwege hin (Luftröhre, Kehlkopf) 
  • Kaum hörbares Atemgeräusch: Das Phänomen der „stillen Lunge“ (engl.: silent chest) kann bei schweren Atemwegsverengungen und Lungenüberblähung (Lungenemphysem) auftreten oder bei einem Lungenkollaps (Pneumothorax).
  • Reibegeräusche treten infolge von Entzündungen beim Verschieben der Pleurablätter Pleuren gegeneinander auf. Sie werden mit Schneeballknirschen und Lederknarren verglichen und verschwinden wieder, wenn ein Erguss zwischen die Pleuren eintritt.
  • Rasselgeräusche entstehen durch Entfaltung bzw. Belüftung zuvor flüssigkeitsgefüllter Lungenbezirke (so genanntes Seifenblasenphänomen in den kleinen Atemwegen).

Bei den Rasselgeräuschen unterscheidet man zusätzlich die folgenden Formen:

  • Feuchte Rasselgeräusche entstehen durch Ansammlung von Flüssigkeit in den Atemwegen (zum Beispiel  Blut, Eiter oder Ödemflüssigkeit). Abhängig von der Weite der betroffenen Atemwegsregion unterscheidet man grobblasige Rasselgeräusche (in den großen Atemwegen) und feinblasige Rasselgeräusche (in den kleinen Atemwege).
  • Trockene Rasselgeräusche treten auf, wenn Schleimfäden durch den Luftstrom beim Atmen in Schwingung versetzt werden, wobei Giemen (Schwingungen höherer Frequenz in den kleineren Atemwegen – auch pfeifender Rhonchus genannt) oder Brummen (Schwingungen niedrigerer Frequenz in den größeren Atemwegen – auch volltönender Rhonchus genannt) hörbar sein kann.
  • Knisterrasseln (Sklerophonie) weist auf eine fibrosierende Lungenerkrankung (Lungenfibrose) hin und tritt am Ende einer tiefen Einatmung insbesondere  über den unteren Lungenabschnitten auf.

Da sich schwere Lungen- und Atemwegserkrankungen meistens auch auf das Herz auswirken (wie zum Beispiel beim Cor pulmonale), wird dieses vom Pneumologen mit untersucht. Bei der Auskultation des Herzens unterscheidet man zwischen Herztönen und Herzgeräuschen. Die Qualität und Lautstärke der Geräusche kann Aufschluss über bestehende Schädigungen der Herzklappen oder Defekte der Herzscheidewand geben.