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Neurodermitis

Therapie

Für Neurodermitis kann bisher keine allgemeingültige Therapieempfehlung gegeben werden. Wichtig ist vor allem die fachgerechte und behutsame Pflege der Haut. Die weitere Behandlung richtet sich nach Art und Ausprägung der jeweiligen Beschwerden sowie nach den betreffenden Auslösern (individuelle Provokationsfaktoren). Aber keine Sorge: Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und eine Verschlimmerung des Ekzems bzw. weitere Schübe verhindern. Einige davon sind im folgenden im Einzelnen dargestellt. Gemeinsam mit Ihrem Arzt sollten Sie einen auf Sie persönlich zugeschnittenen Behandlungsplan erarbeiten.

Handelt es sich um eine durch Allergien hervorgerufene (provozierte) Neurodermitis, greifen die allgemeinen Empfehlungen für die Therapie von Allergien. Besonders viele Neurodermitiker leiden zum Beispiel an einer Hausstaubmilbenallergie, da ihre sich ablösenden Hautschuppen für die Tiere ein hervorragendes Nahrungsangebot bieten, so dass sie sich stark vermehren können. Eine Allergiebehandlung besteht hauptsächlich aus drei Säulen:

  • der Allergenvermeidung,
  • der Einnahme von Medikamenten
  • sowie der Möglichkeit zur Hyposensibilisierung.

Pflegemittel, Cremes und Salbe

Salben beinhalten mehr Fett als Cremes und eignen sich deshalb für die Basispflege der trockenen Haut. Für die Pflege von aufgesprungener rissiger Haut gibt es spezielle Salben mit einem sehr hohen Fettanteil, die nachts aufgetragen werden. Cremes eignen sich hingegen für die Behandlung nässender Ekzeme. Noch weniger Fett enthalten Lotionen. Sie sind sehr flüssig und eignen sich ebenfalls für nässende Ekzeme und zum Ablösen von Hautschuppen.

Es sind auch Mischungen zwischen Creme und Salbe erhältlich. Jeder sollte selbst ausprobieren, welcher Fettgehalt für ihn am besten verträglich ist. Eine einzige Salbe für Neurodermitis gibt es leider nicht. Nicht zu empfehlen sind Öle. Sie trocknen die Haut unter Langzeitbehandlung aus. Auch pure Vaseline und Melkfett sind weniger geeignet für die Hautpflege.

Als Salbenzusätze gibt es Harnstoff und Omega-Fettsäure. Harnstoff macht die Hornschicht weich, löst Schuppen, bindet Wasser und mildert den Juckreiz. Omega-Fettsäuren sind ungesättigte Fettsäuren, die vor allem Fischöl enthalten und die Rückfettung fördern. Diese Fettsäuren fehlen der Haut.

Cortisonhaltige Salben oder Cremes sind in der akuten Phase sehr sinnvoll und helfen gegen Entzündungen und Rötungen. Sie sollten dann möglichst am Abend angewendet werden, da sie dann besonders gut wirken. Unterstützend und verstärkend wirken feuchte Umschläge, die um die eingecremte Haut gewickelt werden und mit einer Frischhaltefolie verschlossen werden (so genannte "Okklusivverbände").

Mittlerweile gibt es auch entzündungshemmende cortisonfreie Salben (zum Beispiel Tacrolimus-Salben und Cremes mit dem Wirkstoff Pimecrolimus), welche die Ekzemschübe deutlich reduzieren können und den Einsatz von Cortison-Salben häufig unnötig machen. Zunächst sind beide Substanzen ab dem Alter von zwei Jahren zugelassen. Gerade bei der empfindlichen Haut von Kleinkindern sowie im Bereich von Gesicht und Hals können sie helfen.

Salben oder Cremes, brauchen eine gewisse Zeit, bis sie in die Haut einziehen. Daher ist das Tragen von Baumwollkleidung nach der Anwendung sinnvoll. So können sich die Pflegestoffe in die Kleidung einsaugen und gehen nicht verloren.

Ein Trick, das Kratzen in der Nacht zu verhindern, ist das Tragen von Baumwollhandschuhen. Denn selbst die kurzgeschnittensten Fingernägel können juckende Hautstellen noch stark malträtieren. Kratzspuren sind die Folge. Damit die Handschuhe nicht verloren gehen, lassen sie sich zum Beispiel mit Leukosilk in Höhe der Handgelenke befestigen.

Behandlung im akuten Schub

Cortison-Therapie: Zur Standardtherapie während des akuten Schubs gehört das entzündungshemmende Cortison. Zur äußerlichen Behandlung gibt es cortisonhaltige Cremes, zur innerlichen Therapie (systemische Anwendung) Cortisonpräparate in Tablettenform oder als Injektionen. Cortisonhaltige Cremes dürfen niemals zu lange ohne Unterbrechung verwendet werden. Es besteht sonst die Gefahr, dass sich die Haut verdünnt, vermehrt Haare auf den behandelten Stellen wachsen oder sich neue kleine Hautgefäße bilden. Cortisoncremes sind in der Regel nichts für das Gesicht oder das Dekolletee - zumindest nicht in normalen Konzentrationen. Deshalb gibt es Präparate mit unterschiedlichen Cortisonkonzentrationen. Je aufgekratzter eine Hautstelle ist, umso niedrigere Konzentrationen reichen aus. Denn über solche dünnen, empfindlichen Hautpartien wird desto mehr Cortison aufgenommen. Als sehr wirksam und sicher hat sich bei Kindern und Erwachsenen mit ausgeprägtem Krankheitsbild eine Therapiemethode erwiesen, bei der auf die betroffenen Hautpartien nach dem Baden einmal pro Tag eine 0,05%ige Glucocorticoid-Creme - im Gesicht eins zu zehn verdünnt - aufgetragen wird. Auf die so vorbereitete Haut kommt dann eine Lage feuchtes Baumwollgewebe und darüber noch eine Lage trockenes.

Cortison in Tablettenform kann notwendig sein, wenn große Hautflächen entzündet sind. Bei der Einnahme müssen Sie sich genau an die Anweisungen des behandelnden Arztes halten. Eine systemische Behandlung darf nie plötzlich abgebrochen, sondern muss immer ausschleichend beendet werden. Bei Kindern wird auf gespritztes Cortison nach Möglichkeit verzichtet.

Leicht antientzündlich wirkende Zusätze sind Bufexamac und Ammoniumbituminosulfat. Doch bei einer Langzeitbehandlung gilt zu beachten, dass diese Zusätze allergische Reaktionen auslösen können. Circa 5% der Patienten entwickeln zum Beispiel auf Bufexamac eine Allergie.

Antihistaminika

Das sind Substanzen, welche die Wirkung von Histamin abschwächen. Sie lindern den Juckreiz und werden bei Allergien und Heuschnupfen eingesetzt.

Leukotrien-Antagonisten

Dies sind entzündungshemmende Substanzen, die man auch zur Behandlung von Asthma einsetzt. Sie erzielen manchmal bei Neurodermitis und häufig bei Heuschnupfen eine positive Wirkung.

Pflanzensalben

Gering antientzündlich wirken Ringelblumenextrakt, Hamamelisextrakt, Kamillenextrakt. Vorsicht - allergische Reaktionen sind möglich.

Fumarsäure

Erhältlich sind Salben, Badezusätze, flüssige Einreibungen sowie Tabletten mit Fumarsäure. Diese Substanz wird aus der Heilpflanze Erdrauch gewonnen und beeinflusst das Immunsystem. Fumarsäure soll deshalb auch einen günstigen Einfluss bei Rheuma und Schuppenflechte (Psoriasis) haben. Die Verträglichkeit wird als gut beschrieben. Vorsicht ist geboten bei Nierenfunktionsstörungen.

Salz auf der Haut

Sole ist die Bezeichnung für kochsalzhaltiges Mineralwasser mit einer Kochsalzkonzentration von 1,4 bis zu 30%. Salze aus natürlich vorkommenden Solequellen kann man als Spezialsalz in Apotheken beziehen. Für die Bäder eignen sich auch sehr gut Meersalz oder Salz vom Toten Meer, das man in jeder Drogerie bekommt. Solebäder lindern den Juckreiz, haben eine entzündungshemmende Wirkung und fördern die Abschuppung. In der Regel werden heute 1,5 bis 6%ige Solebäder angewendet. Man beginnt mit einer Badedauer von 5-10 Minuten und steigert sie langsam auf 10-20 Minuten. Die Wassertemperatur sollte nicht über 38° C liegen. Nach dem Bad die Haut abtupfen (nicht frottieren!), dann eine Stunde Bettruhe einlegen. Später mit klarem Wasser duschen und die Haut nachfetten. Kinder unter drei Jahren sollten nicht in Salz baden.

Zusätzliche Therapiemöglichkeiten

Derzeit ist eine Neurodermitis nicht heilbar. Es kommt vor allem darauf an, die Reize herauszufinden, auf die Sie persönlich mit einem akuten Schub reagieren und diese Reize möglichst zu vermeiden. Außerdem benötigt die Haut eine tägliche, gute Basispflege.

So kann eine konsequente Pflege und das Vermeiden der auslösenden Reize zu einer langfristigen Beschwerdefreiheit führen, bei der die Hauterscheinungen manchmal auch ganz verschwinden.

Phototherapie
Unter Sonneneinfluss bessern sich die entzündlichen Hauterscheinungen meistens. Zur Lichttherapie werden bei Neurodermitis UVA-Lichtstrahlen sowie eine Mischung aus UVA- und UVB-Licht eingesetzt. Es sollte während der Behandlung zu keiner Hautrötung kommen. Welche Menge UV-Licht vertragen wird und welche Mischung von UVA- und UVB-Licht die günstigste Wirkung hat, ist individuell unterschiedlich und sollte vorher ausgetestet werden. Während der Therapie dürfen keine photosensibilisierenden Medikamente (wie zum Beispiel Johanniskraut) eingenommen werden. Vor der Phototherapie keine Teerpräparate auftragen, keine Lichtschutzfaktoren und keine parfümhaltigen Kosmetika. Nach der Lichttherapie rückfettende Salben und Cremes verwenden.

Balneo-Phototherapie
Die Balneo-Phototherapie ist eine kombinierte Licht- und Bädertherapie. Sie hat bei Neurodermitis eine bessere Wirkung als die alleinige Soletherapie und wird inzwischen von mehreren Kurkliniken angeboten. Verwendet wird Meersalz, Salz aus dem Toten Meer oder Sole. Die Badezeit beträgt 10-20 Minuten. Während des Bades wird die Haut mit UV-Licht bestrahlt. Für die medizinische Behandlung wird UVA-Licht oder eine Mischung aus UVA- und UVB-Licht eingesetzt. Dies ist das Prinzip der Therapie am Toten Meer.

Thalasso-Therapie
Eine Thalasso-Therapie am Meer beinhaltet verschiedene Behandlungsformen: Klimatherapie, Bäderheilkunde, Trinkkuren und Behandlung mit Sonnenlicht. Wind, Sonne, Aerosol und Meerwasser wirken zusammen und ergänzen sich in ihrer Heilwirkung. Allein schon die Klimaänderung hat bei vielen Neurodermitis-Kranken eine positive Wirkung. Außerdem gibt es in den Küstenregionen einen geringeren Pollenflug. Das Salzwasser lindert den Juckreiz, fördert die Abschuppung und macht die Haut empfänglicher für das Sonnenlicht.

Klimakur
Am Toten Meer liegt die Salzkonzentration bei etwa 30%. Überdies enthält das Salz aus dem Toten Meer viel Magnesium, das eine beruhigende Wirkung auf die Haut hat. Das Salzwasser macht die Haut auch empfänglicher für die Sonnenstrahlen: Ein bestimmter hauteigener "Lichtschutzfaktor" (die Urocaninsäure) wird vermehrt ausgeschieden, wodurch die Sonnenstrahlen besser wirken können. Über dem Toten Meer liegt ein Dunstnebel, der mehr UVB-Strahlen herausfiltert. Deshalb ist der UVA-Anteil größer und die Gefahr, einen Sonnenbrand zu bekommen, etwas geringer. Doch es muss nicht unbedingt gleich das Tote Meer sein. Schon ein Ausflug ins Gebirge oder an die offene See kann sich sehr positiv auf den Zustand der Haut auswirken. Kurztrips sind allerdings oft sehr Stress beladen und eignen sich weniger.

Bioresonanztherapie
Diese Behandlungsform wird in letzter Zeit häufig bei allergischen Erkrankungen eingesetzt. Es handelt sich um eine apparative Methode, mit der bestimmte schädliche Schwingungen "gelöscht" werden sollen. Es gibt keine wissenschaftliche Erklärung, wie dies funktionieren soll und auch keine Studien, die eine Wirkung belegen. Experten warnen inzwischen vor dieser Methode und bezeichnen sie sogar als "Unfug".

Autogenes Training
Falls Sie Autogenes Training regelmäßig üben, sind Sie in der Lage, ganz bewusst "einen Gang zurückzuschalten". Diese Entspannungsmethode eignet sich daher gut zum Stressabbau und um den "Juck-Kratz-Teufelskreis" zu durchbrechen.