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Patientenpräferenz bei der medikamentösen Behandlung von Lungenhochdruck

Um bei der Therapie der pulmonal arteriellen Hypertonie (PAH) die Patiententreue und die Entwicklung personalisierter Behandlungspläne zu fördern, könnten die Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Patientenpräferenz hilfreich sein...

Welche Therapiepräferenzen haben Menschen mit pulmonal arterieller Hypertonie (PAH)? PAH ist eine seltene Form von Lungenhochdruck (pulmonaler Hypertonie) und eine lebensbedrohliche, chronisch progrediente Herz-Lungenerkrankung.

Kennzeichnend für PAH ist eine krankhafte Druckerhöhung in den Lungengefäßen. Die Symptomatik der PAH ist unspezifisch. Anfangs können unter Anstrengung z. B. Atemlosigkeit, Müdigkeit oder Erschöpfung, körperliche Leistungseinbußen oder Schwächegefühl, aber auch Angina und Ohnmachtsanfälle (Synkopen), in fortgeschrittenem Stadium auch in Ruhe auftreten. Insbesondere bei unklarer Atemnot sollte an PAH gedacht werden. Bei Verdacht ist zu empfehlen, Betroffene in ein Lungenhochdruckzentrum zu überweisen. Wichtig ist eine möglichst frühzeitige Therapie, denn unbehandelt führt die PAH im Median innerhalb von 2,8 Jahren zum Tod. Um die Progression der PAH zu bremsen, stehen heute Wirkstoffe aus mehreren Substanzgruppen zur Verfügung. Diese adressieren unterschiedliche Signalwege und können miteinander kombiniert werden.

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie liefern Hinweise darauf, dass Begleiterscheinungen in den ersten sechs Monaten weniger wichtig zu sein scheinen als das Überleben und die Einschränkung der körperlichen Aktivität. Die Daten wurden anlässlich des Jahreskongresses der Fachgesellschaft für Gesundheitsökonomie und Outcomes Research ISPOR am 7. bis 10. Mai 2023 in Boston (USA) präsentiert. Teilgenommen haben erwachsene Menschen mit PAH, die nach eigenen Angaben leichte bis ausgeprägte Einschränkungen bei körperlicher Aktivität hatten. Rekrutiert wurden sie über die deutsche Patientenorganisation Pulmonale Hypertonie e. V. Die Befragung wurde online durchgeführt und 83 komplett durchgeführte Befragungen gingen in die Auswertung ein.

Die Teilnehmenden sollten nach der Methode des Best-Worst-Scaling aus drei Behandlungsprofilen das für sie Beste sowie das Schlechteste auswählen. Die Behandlungsprofile waren durch folgende 6 Attribute gekennzeichnet, die in ihrer Ausprägung variierten: Überlebensrate nach 3 Jahren, Kopfschmerzen in den ersten 6 Monaten, ungeplante Krankenhausaufenthalte aufgrund von PAH, Verdauungsbeschwerden in den ersten 6 Monaten, Einschränkungen der körperlichen Aktivität nach 3 Jahren, Schmerzen in den ersten 6 Monaten.
Um mögliche unterschiedliche Präferenzmuster unter den Teilnehmenden zu identifizieren, erfolgte eine Heterogenitätsanalyse nach dem wissenschaftlichen Konzept der latenten Klassenanalyse: Es wurden vier Klassen von Patient:innen mit unterschiedlichen Präferenzmustern ermittelt. Diese beruhen in erster Linie auf der verschiedenen relativen Gewichtung der Attribute „Überlebensrate“ und „Einschränkung der körperlichen Aktivität“. Es gab zwischen den Klassen keine soziodemografischen Unterschiede. Teilnehmende der Klasse 4 gaben am häufigsten an, bei Aktivitäten ausgeprägt körperlich eingeschränkt zu sein (79 %) und im Alltag Hilfe zu benötigen (100 %). Sie berichteten auch über ein höheres tägliches Aktivitätsniveau als normal.

Insgesamt liefert diese erste Patientenpräferenzstudie im Bereich PAH Hinweise darauf, dass den Betroffenen bei der ärztlichen Entscheidung für ein Behandlungsregime die Auswirkungen auf die Einschränkung der körperlichen Aktivität und die Überlebensrate am wichtigsten sind. Begleiterscheinungen in den ersten sechs Monaten wie Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme scheinen dagegen weniger bedeutend zu sein.

Quelle: Medical Tribune, online seit 12.6.23