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06.11.2005

Tiefer Schlaf scheint auch ein Geschenk der Gene zu sein

Wenn Ihr Zimmernachbar die ganze Nacht hindurch wie ein Murmeltier schläft, während Sie bereits beim leisesten Geräusch wieder wach werden, könnte es auch an den unterschiedlichen Genen liegen. Darauf weist eine aktuelle Studie aus der Schweiz hin, die nachgewiesen hat, dass die Veränderung (Mutation) eines bestimmten Gens seinem Träger zu einem besonders intensiven und tiefen Schlaf verhilft .

Bisher ist die Forschung davon ausgegangen, dass die Schlaftiefe eines Menschen von seinem jeweiligen Schlafbedürfnis abhängt. Frühere Untersuchungen an Tieren haben darauf hingewiesen, dass dabei auch das Erbgut das individuelle Bedürfnis nach Schlaf mitbestimmen könnte. Die verantwortlichen Gene sind aber bislang unbekannt geblieben. J. Rétey und seine Kollegen vom “Institute of Pharmacology and Toxicology and Center for Integrative Human Physiology” an der Universität von Zürich berichten nun in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences von einem direkten Einfluss bestimmter Gene auf die Schlafqualität. Eine Veränderung im so genannten Adenosin-Desaminase-Gen führt offenbar zu tieferem und intensiverem Schlaf im Vergleich zu Menschen, die den unveränderten, sehr viel häufiger vorkommenden Typ dieses Gens tragen. Außerdem wachen die Träger des veränderten (mutierten) Gens während dem Schlafen in der Nacht seltener auf.

Man weiß, dass Adenosin-Desaminase ein Enzym ist, das den Baustein Adenosin zu einem anderen Baustein (namens Inosin) umwandelt (= desaminiert, das heißt chemisch: ein Stickstoff-Molekül wird abgespalten). Außerdem ist bekannt, dass die Bindung von Adenosin an den so genannten Adenosin-Rezeptor eine einschläfernde Wirkung hat, die zum Beispiel durch das im Kaffee enthaltene Koffein wieder aufgehoben werden kann. Aus ihrem Untersuchungsergebnis schlussfolgern die Autoren der Studie deshalb, dass Genveränderungen (Mutationen) im so genannten Adenosin-System eine gute Erklärung dafür liefern können, warum es unter Menschen so viele individuelle Unterschiede hinsichtlich Schlafbedarf und -Qualität gibt. Ob ihre Erkenntnisse auch Probleme wie Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie) erklären könnten, muss erst in weiteren Untersuchungen noch näher erforscht werden.

Quellen:
- www.medscape.com
- www.pnas.org