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12.01.2006

Kalte Füße erhöhen Erkältungsrisiko

Wie Mediziner wissen,treten Erkältungen im Herbst und Winter nicht deshalb häufiger auf, weil es kalt ist, sondern weil sich Erkältungsviren in Innenräumen und bei größerer Luftfeuchte besser verbreiten können. Trotzdem ist auch am Volksglauben, dass kalte Füße eine Erkältung begünstigen, etwas Wahres dran, wie britische Forscher jetzt in einem Experiment nachgewiesen haben.

Die zu beobachtende Häufung von Erkältungskrankheiten im Herbst und Winter wird im Volksglauben auf die jahreszeitlich bedingten, sinkenden Temperaturen zurückgeführt. Mediziner lernen hingegen, dass hierbei nur eine zufällige Verbindung besteht. Denn der „banale“ Schnupfen ist eine Viruserkrankung und tritt in den kalten Jahreszeiten nur deshalb häufiger auf, weil die hohe Luftfeuchtigkeit und der Aufenthalt in geschlossenen Räumen die Übertragung von Viren begünstigt. Das bei Erkältungen häufig auftretende Frösteln ist nach ärztlicher Auffassung nicht als die Ursache, sondern eher als die Folge einer Erkrankung anzusehen – gleichsam ein erstes Anzeichen für eine beginnende fiebrige Erkrankung. Nun zeigt aber ein Experiment walisischer Forscher, dass die traditionellen Vorstellungen der Bevölkerung vielleicht doch einen wahren Kern haben.

Für die Studie am „Common Cold Center“ der Universität Cardiff wurden 180 gesunde Studenten in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe musste ihre nackten Füßen im Dienst der Wissenschaft 20 Minuten in eine Schüssel mit zehn Grad kaltem Wasser stellen, die anderen Studenten durften ihre ihre Schuhe anbehalten und in einen leeren Bottich stellen. Während es unmittelbar nach dem Versuch keine Unterschiede gab, stieg die Erkältungsrate in den folgenden vier bis fünf Tagen bei der „Kaltwassergruppe“ deutlich an: 13 Teilnehmer bekamen eine Erkältung, während in der Vergleichsgruppe nur fünf betroffen waren. Die jungen Probanden litten unter Husten, Niesen, laufender Nase und Halsschmerzen.

Einen möglichen Grund dafür, dass Kälte tatsächlich zu einer Erkältung führen kann, sehen die Forscher darin, dass sich die Blutgefäße in der Nase zusammenziehen, wenn die Körperoberfläche auskühlt. Denn eine verminderte Durchblutung schränke die ImmunabwehrImmunabwehr
Das körpereigene Abwehrsystem besteht aus drei Funktionskreisen:
(1) Knochenmark als Bildungsort für Immunzellen.
(2) Verschiedene zentrale Immunorgane wie Thymus (Prägung von T-Lymphozyten) und darmnahe Lymphorgane (für die Prägung von B-Lymphozyten).
(3) Sekundäre Lymphorgane wie Milz, Lymphknoten und Mandeln (Tonsillen).
Man unterscheidet die so genannte humorale Abwehr (über die Körperflüssigkeiten mit darin enthaltenen Antikörpern und Faktoren aus dem so genannten Komplementsystem) und die zellvermittelte Abwehr (mit B- und T-Zellen, Makrophagen, Antigen-präsentierenden Zellen, Granulozyten u.a.).
ein, so dass Erkältungsviren, die ohnehin vorhanden sind, dann leichteres Spiel hätten. Wie die Wissenschaftler betonen, begünstigte das kalte Fußbad aber lediglich die Neigung zur Erkältung, nicht jedoch die Stärke der Krankheitsbeschwerden. Letztere hängen offenbar auch von der jeweiligen, individuellen gesundheitlichen Verfassung ab. So gaben alle der insgesamt 18 Betroffenen, die im Experiment einen Schnupfen bekamen, in einem Fragebogen an, auch im vergangenen Jahr häufiger an Erkältungen gelitten zu haben.

Füße warm halten schützt wahrscheinlich doch
Die Studie, die in der Fachzeitschrift Family Practice veröffentlicht wurde, widerlegt natürlich nicht, dass die meisten Erkältungen durch Viren ausgelöst werden. Es sei aber möglich, so die Forscher, dass viele Virusinfektionen symptomlos verlaufen, wenn man die Füße und den Rest des Körpers in der kalten Jahreszeit warm hält.

Quelle: dpa & Family Practice, veröffentlicht online am 14.11.05 (doi:10.1093/fampra/cmi072)
Zusammenfassung (abstract)