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Staublunge

Krankheitsbilder

Silikose

In der Regel vergeht oft eine lange Latenzzeit von 10-30 Jahren nach der ersten Belastung mit silikogenen Stäube Stäuben, bis eine Silikose entdeckt wird. Diese Verlaufsform wird auch als chronische Silikose bezeichnet. Dabei kann die Erkrankung über Jahrzehnte symptomfrei verlaufen und tritt nicht selten erst lange nach Beendigung der Staubbelastung in Erscheinung. Bis dahin können auch die Auskultations- und Lungenfunktionsbefunde ganz normal aussehen.

Auftretende Atemwegsbeschwerden (wie Husten mit oder ohne Auswurf) sind uncharakteristisch und vor allem schwer gegenüber einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COPD) bei Nikotinabusus abzugrenzen. Gelegentlich werden Brustschmerzen, in fortgeschrittenen Fällen regelmäßig Atemnot bei körperlicher Anstrengung, angegeben.

Besondere Verlaufsformen der Silkose
Generell ist die Gefahr einer Silikose umso größer,

  • je höher die Staubkonzentration in der Atemluft,
  • je größer der Anteil der alveolargängigen Staubfraktion,
  • je größer der Gehalt an kristallinem SiO2 (Kieselsäure) und
  • je länger die Belastungsdauer ausfällt.

Hieraus können sich zwei besondere Verlaufsformen einer Silikose ergeben:

Beschleunigte (akzelerierte) Silikose
Es handelt sich um eine weniger häufige Verlaufsform, die sich infolge einer recht hohen inhalativen Belastung mit silikogenen Stäuben in einem Zeitraum von 4-9 Jahren nach der ersten Belastung bemerkbar macht. Dabei ist das Risiko für die Entwicklung von Komplikationen und einer schweren, fortschreitenden   Lungenfibrose (progressive massive Fibrose = PMF) deutlich erhöht. 

Akute Silikose
Diese seltene Verlaufsform entwickelt sich nach wenigen Wochen oder Jahren bei einer Belastung mit großen Mengen an alveolargängigen, silikogenen Stäube . Aufgrund der wesentlich verbesserten Arbeitsschutzmaßnahmen kommt die Erkrankung heute in Deutschland nicht mehr vor.

Andere durch Quarzstaub bedingte Erkrankungen

Anthrakosilikose
Diese Erkrankung ist eine Sonderform der Silikose bei Bergleuten, die durch quarzhaltigen Kohlengrubenstaub hervorgerufen wird. Durch die zahlenmäßig überwiegenden Kohlepartikel erscheint die Lunge bei der makroskopischen Untersuchung schwarz. (Häufig auftretende Bezeichnungen mit synonymer Bedeutung: coal workers, pneumoconiosis.)

Silikotuberkulose
Menschen, die unter einer Silikose leiden,  haben ein erhöhtes Risiko, zusätzlich an einer Tuberkulose zu erkranken. Dieses Krankheitsbild wird als Silikotuberkulose bezeichnet. Die dabei auftretenden Beschwerden unterscheiden sich meist kaum von denen der Silikose.

Caplan-Syndrom
Eine Silikose begünstigt offenbar auch die Entwicklung von Gelenkrheuma. Liegen beide Erkrankungen vor, bezeichnet man das als Caplan-Syndrom. Typischerweise sind dann auf der Rönt¬genaufnahme des Brustkorbs (Thorax) neben den typischen Silikoseknötchen so genannte Rheumaknoten nachweisbar.

Lungenkrebs
Eingeatmeter Quarzstaub erhöht gering das Risiko an einem Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) zu erkranken. In solchen Fällen kann unter bestimmten Voraussetzungen eine entschädigungsplichtige Berufskrankheit vorliegen.

Asbestose

Eine Asbestose entsteht in der Regel erst nach langjähriger Belastung mit Asbeststaub. Die   Latenzzeit der Asbestose liegt zwischen 10 und 40 Jahren, im Mittel bei 17 Jahren. Meistens wird die Erkrankung erst 20 bis 30 Jahre nach Beginn der Belastung diagnostiziert. Diese Latenzzeit ist abhängig von der Dauer und dem Ausmaß der Asbestbelastung, das heißt sie verkürzt sich, je größer die Belastung mit Asbest gewesen ist.

Im Frühstadium der Erkrankung bemerken die Patienten eine langsam aber stetig zunehmende Kurzatmigkeit bei körperlicher Anstrengung (so genannte Belastungsdyspnoe), gelegentlich trockenen Husten und Schmerzen im Brustbereich. Husten mit Auswurf (ein so genannter produktiver Husten) ist weniger typisch und ist dann oft auf langjährigen Zigarettenkonsum bzw. eine beginnende COPD zurückzuführen. Ursache der Atembeschwerden bei der Asbestose ist eine fortschreitende Lungenfibrose.

Bei der körperlichen Untersuchung ist durch Abklopfen und Abhören (Auskultation ) über beiden Lungen ein feines Knisterrasseln nachweisbar. Dieser Befund ist kennzeichnend sowohl für eine Asbestose, als auch für eine Lungenfibrose, bei einer Silikose hingegen im Allgemeinen nicht nachweisbar. In fortgeschrittenen Erkrankungsfällen kommt es schon bei geringer körperlicher Anstren¬gung (zum Beispiel beim Ankleiden oder Sprechen) oder sogar in Ruhe zu Kurzatmigkeit. Dann treten häufig auch Uhrglasnägel und Trommelschlegelfinger als Folge des chronischen Sauerstoffmangels (Zyanose) auf.

Andere durch Asbest verursachte Erkrankungen

Bösartige Lungen- und Kehlkopftumoren (Karzinome)
Die inhalierten Asbestfasern erhöhen das Risiko, an bösartigem Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) zu erkranken. Im Vergleich zur nicht-rauchenden und nicht mit Asbest belasteten Bevölkerung haben Nichtraucher mit Asbestbelastung ein bis zu 6-fach erhöhtes Risiko, an einem Bronchialkarzinom zu erkranken, hingen Raucher ohne Asbestbelastung ein bis zu 11-fach und Raucher mit Asbestbelastung ein bis zu 59-fach erhöhtes relatives Risiko. Eine gleichzeitige Belastung mit Asbeststaub und Zigarettenrauch ist also besonders riskant und gesundheitschädigend.

Auch Kehlkopfkrebs kann durch Asbest verursacht werden. Die Erkrankung beginnt mit Heiserkeit, Schluckbeschwerden und einem Fremdkörpergefühl im Kehlkopfbereich. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es außerdem zu Luftnot und Halslymphknotenschwellungen. Beide Erkrankungen sind unter bestimmten Voraussetzungen als entschädigungspflichtige Berufskrankheit (BK Nr. 4104) anerkennungsfähig.

Bösartige Tumoren des Brustfells, Bauchfells und Herzbeutels (Pleura-, Peritoneal- und Perikard-Mesotheliome)
Pleuramesotheliome  sind besonders bösartige Tumoren. Durch Asbest verursachte Mesotheliome treten meist im Brustfell auf. Charakteristische Anzeichen sind immer wiederkehrende  Pleuraergüsse, Schmerzen im Brustkorb und Husten. Außerdem treten, die für Tumoren typischen Allgemeinbeschwerden (so genannte B-Symptomatik) auf: Nachtschweiß, starke Gewichtsabnahme und Fieber (< 38?C).

Weitere Staublungenkrankheiten

Es gibt auch Pneumokoniosen, die nicht durch Quarz oder Asbest, sondern durch   Aerosole mit anderen anorganischen Staubpartikeln verursacht werden. Hinsichtlich ihrer Häufigkeit und ihres Schweregrads kommt dieser Gruppe von Erkrankungen aber eine deutlich geringere Bedeutung zu. In Einzelfällen, vor allem bei außergewöhnlich langer und starker Belastung, wie sie fast ausschließlich im beruflichen Umfeld vorkommt, können sie allerdings ebenfalls sehr schwere Lungenerkrankungen hervorrufen. Als Beispiel seien zwei anerkennungsfähige Berufskrankheiten aufgeführt: die Berylliose (BK Nr. 1110) und die Hartmetallfibrose (BK Nr. 4107):

Die Berylliose wird durch das Einatmen von Beryllium-Stäuben und -Dämpfen hervorgerufen. Beryllium ist ein Leichtmetall, das in der Nuklear- und Raumfahrtindustrie eingesetzt wird (früher auch in dentalen Werkstoffen). Beryllium ruft bei chronischer Belastung geschwulstähnliche (so genannte diffuse, granulomatöse) Lungenveränderungen hervor, die feingeweblich, röntgenologisch und klinisch große Ähnlichkeit mit der Sarkoidose aufweisen. Nach Belastung mit großen Staub-Mengen (zum Beispiel bei Unfällen) kann sich eine Beryllium-Pneumonie entwickeln. Beryllium ist kanzerogen und kann Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) verursachen. Laborchemisch kann zum Nachweis der  Lymphozytentransformationstest eingesetzt werden.

Die Hartmetallfibrose wird durch das Einatmen von Metallstäuben bei der Herstellung oder Verarbeitung von Hartmetallen verursacht. Als Gefahrenquelle gilt neben der Herstellung vor allem die Bearbeitung von Hartmetallwerkzeugen (durch Schleifen, Bohren, Sägen etc.). Auslöser sind Stäube, Rauche und Dämpfe von  Karbiden . Das Krankheitsbild entspricht klinisch, röntgenologisch und lungenfunktionsanalytisch dem einer  Lungenfibrose . Die oben genannten Elemente können qualitativ durch Röntgenmikroanalyse der Staubpartikel im Lungengewebe oder durchnBronchoalveoläre Lavage (BAL) in der Lungenspülflüssigkeit nachgewiesen werden.